Weiße Rajas in Indonesien: Halmahera

Weiße Rajas in Indonesien: Halmahera

28. April 2012

Kampf der Kolonialmächte

Im 17. Jahrhundert, als der Kampf der damaligen Global Players Portugal, Holland und England um die Kontrolle des Gewürzhandels auf einen ersten Höhepunkt zusteuerte, bedienten sich alle Seiten unterschiedlichster Tricks um den Handel mit Nelken, Zimt und Muskatnuss zu monopolisieren. Als beispielsweise 1605 die britische Karavelle Red Dragon unter Führung ihres Kapitäns Middleton auf dem Weg von Ambon nach Ternate die Insel Tidore passierte, entdeckte die Mannschaft zwei Galeeren, die mit Höchstgeschwindigkeit auf die Red Dragon zuhielten. Wie sich herausstellte war eine Verfolgung im Gange. Im ersten Schiff befand sich der Sultan von Ternate, der von ‚Piraten‘ von der Nachbarinsel Tidore verfolgt wurde. Der Sultan schaffte es gerade noch an Bord der Red Dragon zu kommen, während seine Gefolgsleute in Sichtweite der Red Dragon von den Verfolgern zerstückelt wurden. Kapitän Middleton nutzte sofort seine Chance und komplimentierte seinen neuen Gast unter Deck, fügte den Namen des Sultans in einen der in mehrfacher Ausfertigung bereits vorbereiteten und von König Jakob unterschriebenen und besiegelten Handelsverträge ein und ließ den Sultan den Vertrag unterschreiben. Mit diesem Coup glaubte sich Middleton im Vorteil gegenüber den Holländern zu sein. Ein paar Tage später eroberten dieselben allerdings mit ihrer überlegenen Flotte das portugiesische Fort in Tidore und Kapitän Middleton musste ohnmächtig mit ansehen, wie die militärisch überlegenen Holländer ihre Position auch in den nördlichen Molukken festigten.

Über 400 Jahre später spielen sich auch heute noch ähnliche Spielchen im Tauchbusiness in Indonesien ab – wenn auch weniger blutig. Auch heute geht es – wie schon im 17. Jahrhundert – um nichts anderes als um die Einrichtung und die Verteidigung von Monopolen.

Besuch beim Weißen Raja von Halmahera

Auf unserer Fahrt mit der Amira von Sorong nach Ternate im April trafen wir, als wir im Gebiet der Goraici Inseln vor Halmahera unterwegs waren,  in der Manta Bay auf die Liburan von Rudi Ring. Rudi Ring bietet schon seit mehreren Jahren Tauchtouren nach Halmahera an und behauptet immer wieder, dass die Liburan das einzige Schiff sei, ‚das die unberührte Gegend der Nordmolukken im Sultanat Süd-Halmahera durchfahren darf.‘ Rudi war wohl etwas überrascht, als er uns in ’seinem‘ Privatrevier sah, ließ sich dies aber bei einem kurzen Besuch auf seiner mit der bayerischen Flagge verzierten Liburan nicht anmerken.

Nach dem Besuch auf der Liburan statteten wir auch dem Dorf in der Manta Bay einen Besuch ab, um uns vom Dorfchef gegen einen Geldbetrag die Erlaubnis zum Tauchen in der Bucht zu holen. Zu unserer Überraschung erfuhren wir vom Bürgermeister, dass Rudi noch nie im Dorf gewesen war und auch noch nie für das Tauchen in der Bucht vor dem Dorf bezahlt hatte.
Der Dorfchef erzählte uns auch, dass die Fischer des Dorfes vorwiegend vom Haifischfang leben. Sie verkaufen die Flossen an chinesische Händler, die regelmäßig vorbei kommen. In der Vergangenheit muss die Bucht Schauplatz eines jährlichen Gemetzels an hunderten von Mantas gewesen sein. Vor der Mantasaison kamen chinesische Händler vorbei, versorgten die Einheimischen mit Sprengstoff und Geld und die Fischer des Ortes töteten dann die Mantas, deren Reusenapparat in der chinesischen Medizin verarbeitet wird. Der Dorfchef versicherte uns allerdings, dass das heute nicht mehr vorkomme. Überprüfen konnten wir diese Aussage natürlich nicht.

Die Folgen der Dynamitfischerei in der Manta Bay sind nicht zu übersehen. Die Riffdächer sind völlig zerstört. In den flacheren Bereichen findet man nur noch Korallenschutt. Lediglich in an steileren Hängen und kleinen Wänden war noch Korallenbewuchs zu finden. Einzelne Korallenblöcke auf sandiger Fläche waren mit Weichkorallen bewachsen und zeigten einen zaghaften Neubewuchs mit Hartkorallen. Insgesamt erinnert die Bucht sehr an Sangkalaki. Hier muss es Mantas geben, allerdings sahen wir bei unseren Tauchgängen in der Bucht nur ein einziges, wenn auch sehr großes Exemplar. Auch auf der Rückfahrt der Amira von Ternate nach Ambon wurde in der Bucht kein Manta gesichtet. Die Einheimischen versicherten aber glaubhaft, dass sich bei ruhigem Wetter bis zu hundert Mantas in der Bucht aufhalten. Vielleicht sehen wir sie ja beim nächsten Mal!

Die Rache des Weißen Rajas

Auf der Rückfahrt der Amira von Ternate nach Ambon versuchte das Ring-Imperium zurückzuschlagen. Offensichtlich hatte Rudi nach seiner Rückkehr in Ternate Gespräche mit wichtigen Leuten geführt, die dann den Auftrag bekamen das Ring-Monopol in Halmahera durchzusetzen. Als die Amira in Labuha Bacan, im Süden von Halmahera, eintraf, wurde gleich schweres Geschütz aufgefahren. Ein Vertreter des Ministeriums für Tourismus kam an Bord und wollte die Amira beschlagnahmen. Nach einem längeren Palaver stellte sich aber schließlich heraus, dass die Amira doch das Recht hatte, das ‚Sultanat-Süd Halmahera‘ zu durchfahren. Dass bei dieser Entscheidung auch verwandtschaftliche Beziehungen eine Rolle gespielt haben, sei hier nur am Rande erwähnt.

Festzuhalten bleibt aber, dass sich seit 400 Jahren in dieser Region nicht viel verändert hat. Oder doch? Im Laufe der Jahrhunderte haben diese Inseln viele weiße Rajas ertragen müssen. Zuerst kamen die Portugiesen, dann die Briten und schließlich die Holländer. Heute sind es – glücklicherweise – nur noch vereinzelte Tauchbasenbetreiber und Tauchschiffbesitzer, die sich wie kleine, Weiße Rajas aufführen. 400 Jahre werden die sich aber bestimmt nicht halten.


16 comments

  1. 28. April 2012 at 20:23

    Ich musste sehr schmunzeln 🙂 Danke.

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  2. Tinka
    15. Mai 2012 at 13:49

    Speziell wegen der Zeilen über den Mann mit seinem Privatrevier… „Lügen haben kurze Beine“ – Danke für den Bericht!

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  3. Bernhard
    19. Juli 2012 at 17:22

    Danke für die Zeilen. Ich wollte im Mai 2013 mit besagtem Rudi eine Tour machen…….

    Im Herbst geht’s aber erstmal auf die AMIRA Sorong – Sorong 🙂

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  4. anke
    19. Oktober 2012 at 8:20

    danke michael fuer den bericht … bin mal gespannt, wie es weiter geht///fortsetzung folgt 🙂

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  5. Gaby
    19. Oktober 2012 at 9:14

    immer diese persönlichen eitelkeiten… warum kanns nicht einfach ein miteinander geben zum schutz der natur und unterstützung der einheimischen??

    danke für den bericht!

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  6. Klaus
    6. Mai 2013 at 16:40

    … naja, die Fortsetzung folgte tatsächlich. Im März 2013 wurde das Tauchsafari- Schiff KLM Sunshine mit dem gleichen Hintergrund des Gebiets verwiesen. Der Ozean um Halmahera ist offensichtlich nicht für alle da.
    Mittlerweile sind offizielle Genehmigungsschreiben der Regierung für die KLM- Sunshine und deren Betreiber ausgestellt. Bei den nächsten Touren der Sunshine nach Halmahera wird Rudi es schwer haben, dagegen vorzugehen.

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  7. 20. Mai 2013 at 16:33

    Mittlerweile scheinen die für den Tourismus verantwortlichen Politiker auch in Halmahera begriffen zu haben, dass es wenig Sinn macht, die Riffe Halmaheras allein in bayerische Hände zu geben. Wenn man mit den dafür zuständigen Leuten spricht, wird schnell klar, dass eigentlich das Gegenteil gewünscht wird. Man möchte mehr (Tauch-)Touristen nach Halmahera locken und ist froh, dass die Zahl der Tauchresorts langsam ansteigt. Vorbildlich war in diesem Jahr Rob Sinke vom Weda Resort, der uns seine Tauchplätze zeigte und mit dem wir eine Vogelbeobachtungstour machen konnten. So kooperativ verhalten sich längst nicht alle Tauchresorts gegenüber vorbeikommenden Tauchschiffen. Dabei sind doch immer potentielle zukünftige Gäste an Bord!
    Ich denke, das Ring-Monopol wackelt. Man muss aber immer noch damit rechnen, dass sich diese Nachricht noch nicht bis in das letzte Fischerdorf in Halmahera herumgesprochen hat. Da ist ein Genehmigungsschreiben schon viel Wert 😉

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  8. Siegfried
    15. Juli 2013 at 22:27

    Eigentlich gehöre ich nicht zu denen, die alles und jedes im Web kommentieren bzw. schreiben müssen. Doch sehe ich mich durch das Heute erlebte schon fast genötigt hier zu posten. Ich war auf der Liburan Paradise unterwegs, den Bericht findet Ihr im tauchernet. Dieser ist nicht zu positiv ausgefallen, doch muss man sein persönliches Empfinden ja wohl schreiben dürfen. Weder wurde von mir beleidigt, noch irgend etwas unwahres berichtet. Tja, und heute werde ich vom Veranstalter angerufen und gefragt warum ich so was ins Netz stelle. Ich hätte keine Ahnung von Safaris, war ja sowieso nur unten im Saloon und hätte am Bordleben nicht teilgenommen. Die Gruppe war ja bei dieser Tour eh nicht homogen, sondern mehr lauter Einzelgrüppchen. Ob man daran nun eine gute tour ausmacht? Es wurden auch andere Teilnehmer der Tour telefonisch befragt und die hatten nichts auszusetzen. Die Gespräche an Bord drückten jedoch was anderes aus.
    Weiterhin wurden mir rechtliche Schritte in Form einer Klage wegen Geschäftsschädigung angedroht. Nun, wenn dieses das übliche Geschäftsgebahren ist, finde ich das mehr als befremdlich. Ich war auf der Liburan 2mal, das erste und das letzte mal.
    Übrigens, dieser Blog wurde vom Bootseigner angesprochen. Das wäre ja alles nicht so und die Verfasser würden sich schon wundern wenn diese wieder in das Gebiet fahren wollten. Halte ich auch für starken Tabak. Wenn ich als Geschäftsmann Kritiken im Netz finde, kläre ich das mit dem Verfasser und ziehe nicht unbeteidigte Kunde mit in die Auseinandersetzung. Bin übrigens gespannt was jetzt noch kommt. Halte euch auf dem laufenden.

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    1. 22. Juli 2013 at 17:55

      Gleich mit Drohungen auf Kritik zu reagieren, halte ich für kein sehr professionelles Verhalten im Tauchbusiness. Ich glaube auch nicht, dass diese Brachialstrategie langfristig erfolgreich sein wird. Ich bin mir aber sicher, dass außer den Drohungen, von denen Du berichtest, nichts weiter passieren wird.
      Dass Rudi Ring in Halmahera behauptet, ich würde das Tauchen dort schlecht machen, habe ich schon aus anderen Quellen gehört. Dabei war mein Bericht über das Tauchen vor allem vor der Westküste von Halmahera gar nicht so negativ. Ich habe halt nur die Mantagarantie in der sogenannten Mantabucht in Frage gestellt. Und zu dem, was ich damals geschrieben habe, stehe ich immer noch.
      Mittlerweile hat man in der Tourismusbehörde in Halmahera ohnehin erkannt, dass die Fixierung auf einen einzigen Reiseanbieter keine tragfähige Strategie für die Region ist. Die Amira wird auf jeden Fall auch weiter in dem Gebiet unterwegs sein. Wir waren im März/April diesen Jahres z. B. wieder vor Halmahera (Ostküste) unterwegs, ohne dass irgendeiner uns dort behindert hätte. Rob Sinke hat uns im Weda Resort freundlich aufgenommen, und wir konnten sogar die Paradiesvögel mit ihm zusammen besuchen. Ich denke, es wird jetzt nach und nach weitere Tauchresorts auf Halmahera geben und der Einfluss von Rudi Ring auf die Regierung lässt ohnehin nach.

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  9. Birgit
    5. August 2013 at 13:57

    Auch ich gehöre nicht zu denen, die zu allem ihren Senf im Netz dazugeben müssen. Im Fall der Liburan Paradise sehe ich mich allerdings dazu gezwungen, um vielleicht anderen Tauchern eine grosse Enttäuschung ersparen zu können. Ich war auf derselben Tour wie Siegfried und muss mich ihm leider anschliessen, mein Bericht im Tauchernet ist nun ebenfalls online. Bin gespannt, ob ich nun ebenfalls durch Burkhard Mehrlich telefonisch „bedroht“ werde, was mich allerdings nicht im Geringsten beeindrucken würde. Immerhin gibt es noch sowas wie Meinungsfreiheit. Wie Herr Mehrlich die Homogenität der Gruppe auf einer Tour beurteilen will, auf der er gar nicht dabei war, ist mir etwas rätselhaft. Ausserdem tut die Zusammensetzung der Gruppe hinsichtlich Qualität und Reisemängeln wohl kaum etwas zur Sache. Wer ein solches Geschäftsgebaren wie die Herren Ring und Mehrlich an den Tag legt muss sich nicht wundern, wenn künftig die Gäste wegbleiben. Man hat schon den Eindruck, dass hier so viel Geld wie nur möglich abgeschöpft und dafür auf das Einhalten gewisser Standards gern verzichtet wird.

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  10. Andreas
    18. August 2013 at 18:23

    Die Berichte im Taucher-Net und hier im Blog von Birgit und Siggi kann ich nur bestätigen. Ich war zur gleichen Zeit auf der Liburan und habe mich entschieden, meine Erlebnisse der Gemeinschaft der Taucher zu berichten, als ich diesen Blog verfolgt habe. Gerade weil der Veranstalter den Eindruck erwecken mag, es hätte an der Zusammenstellung der Gäste gelegen, habe ich mich bei meinem Bericht hauptsächlich auf den Zustand des Schiffs und das Verhalten des Herrn Ring bezogen. Wir haben schon zahlreiche Safaris gemacht. Keines der Schiffe war allerdings in einem so ungepflegten Zustand und noch nirgends wurde mit den Gästen so respektlos umgegangen, wie auf der Liburan. Das was für den Reisepreis geboten wird ist meiner Meinung nach völlig überteuert.

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  11. Birgit
    20. August 2013 at 14:57

    Ein kleiner Nachtrag noch von mir bezüglich des Geschäftsgebarens der Herren Ring und Mehrlich. Nachdem ich Anfang August meinen Reisebericht über die Liburan Paradise ins Tauchernet gestellt hatte, in welchem ich auf die Missstände auf dem Schiff eingegangen bin (insbesondere Sauberkeit und Umgang des Herrn Ring mit seinen Gästen) bekam ich nun postwendend einen Brief irgendeines Anwaltes mit dreisten Beschimpfungen, unwahren Behauptungen (mir wurde das Wort im Munde herumgedreht) sowie der Anklage von Repressalien wie Anzeige bei PADI (weswegen auch immer) und Klage auf Schadenersatz wegen Geschäftsschädigung.
    Dies spricht wohl eine eindeutige Sprache…..

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  12. Siegfried
    17. November 2013 at 17:30

    Ich beobachte die Liburan Paradiese im tauchernet weiter und stelle leider fest, dass sich mancher Gast animieren lässt positive Berichte zu erstelle. Teilweise mit neuen Benutzerkonten. Es wird dann expliziet auf die vorhergehende Kritik wie Sicherheit, Sauberkeit, Bunkerung der Verplegung, Preis/Leistungsverhältnis (das muss die Herren am meisten geärgert haben) und Zustand der Technik eingegangen. Ich kann nur sagen: Billig von den Eignern und traurig von den Gästen sich dafür einspannen zulassen. Wenn die Safari in deren Augen gut , kann das gerne geschrieben werden. Es handelt sich ja um das persönliche Empfinden, doch sich instrumentalisieren zu lassen um die Bewertung im tauchernet wieder nach oben zu bekommen ist traurig. Man muss ja dann wohl die Berwertungen im tauchernet, besonders die ohne jede Kritik, mit wachsamen Augen betrachten.

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